Alpenflug 2025
Wenn Berge atemlos machen!
von Dirk Blume
Es war ein unerwartetes Angebot, das vier Piloten des Aeroclubs einfach nicht abschlagen konnten: die Fluglehrer Arnold und Marcel boten an, ihre Alpenflug-Erfahrung weiterzugeben, und schlugen dafür ein verlängertes Wochenende im Mai vor. Die Teilnehmer standen schnell fest, und bereits am 28. Februar trafen sich alle sechs zum ersten Mal online. Festgelegt wurden Zielflugplatz, Alternate, Hotel-Recherche und die Folgetermine. Für die weitere Koordination wurde eine Whatsapp-Gruppe eingerichtet.
Am 07. April fĂĽhrte dann Marcel im Rahmen des ersten Theorieunterrichts im Schulungsraum des Aeroclubs in die Besonderheiten des Alpenflugs ein, der sich doch schon nicht unerheblich von der relativ einfachen Fliegerei im Norddeutschen Flachland unterschied.
Das zweite Treffen am 05. Mai startete mit der Vertilgung der Kuchenreste der Kantine vom Wochenende, da Referent Arnold zunächst noch in der Luft war, dann etwas atemlos den Raum stürmte und für die nächsten zwei Stunden nahtlos an den Vortrag von Marcel anschloss.
Der Abflug war geplant für den 23. Mai, Marcel drängte auf Treffen am Platz um 8 Uhr… morgens! Welch eine Härte, aber nun denn… Glücklicherweise hatte Thor Erbarmen und tiefhängende Wolken verzögerten das Treffen auf akzeptable 11 Uhr. Um 12 Uhr konnten wir mit der D-EITG und der D-EKCW starten, Kurs 170° zur Zwischenlandung in Würzburg. Das Restaurant dort öffnet erst spät, so stand ein Fußmarsch bergab zum nächsten Bäcker an. Den Rückweg bergauf erleichterten sich Kalle und Stefan mit einem Taxi, während wir anderen die Kuchenkalorien abarbeiteten. Nach knapp 2 Stunden ging’s weiter nach Friedrichshafen, wo wir nach der Landung pünktlich zum Abendessen an der Promenade des Bodensees ankamen.
Am Samstag machten es das Wetter und Kalle spannend: Letzterer hatte Kopfschmerzen und brauchte dringend Tabletten, derweil hingen Wolken tief und hartnäckig über den westlichen Alpen. Dafür waren die Schweizer Alpen teilweise fliegbar: Als Ziel blieb Lausanne am Genfer See, die Route wurde wie folgt abgestimmt: LSZE Bad Ragaz, LSZC Buochs, LSPG Kägiswil, LSMM Meiringen, LSZW Thun, LSGE Ecuvillens, LSGL Lausanne-La Blécherette. Flugplanung durchführen, Flugplan aufgeben, und um 12 Uhr waren wir endlich in der Luft.
Bereits die langsam ansteigenden Berge südlich des Bodensees waren beeindruckend, aber als wir bei Bad Ragaz mit einer Rechtskurve in das erste “richtige” Tal eindrehten, verschlugen uns die überwältigende Schönheit der Natur und die Imposanz der Berge kurz die Sprache. Bilder können nicht die Wucht der Gefühle ausdrücken, zwischen schneebedeckten Gipfeln auf der einen Seite und saftig grünen Almen auf der anderen Seite in 2.000 Fuß über klare Bergseen zu fliegen, gleichzeitig auf Augenhöhe mit Heidi-esken Almhütten und Glocken tragenden Bergkühen!
Nach einem atemberaubenden Flug öffnete sich das letzte Tal, und vor uns lag der Genfer See in der Sonne. Anflug auf den unkontrollierten Platz zur 18, bei dezentem Rückenwind und abfallender Piste, aber immerhin 875 m Asphalt. Nach der Landung kam die größte Herausforderung der Tour: Wer hatte zum Tanken nicht nur eine Kreditkarte dabei, sondern wusste auch noch die PIN?!? Nico und Marcel retteten souverän die Situation, und ein Uber fuhr uns direkt zum See. Wir bestellten eine Kleinigkeit zu Essen und stellten fest, dass die Preise exponentiell reziprok zur Menge lagen: 5 kleine Blätter Kopfsalat (genau, sonst nichts dabei, was die Bezeichnung “Salat” gerechtfertigt hätte) mit einem Hauch Dressing EUR 14.-. Nichtsdestotrotz gönnten wir uns auf dem Rückweg noch eine (sehr) kleine Kugel Eis in der Waffel (4.- EUR), dann ging es zurück.
Nach rund 2 Stunden Flug wurden wir diesmal in Friedrichshafen nicht von Luigi empfangen, der gestern das Follow-Me zur Begeisterung von Stefan und Nico im Formel-1-Stil mit quietschenden Reifen und schleuderndem Heck millimetergenau vor dem Propeller der CW zum Stehen brachte, also selbst kurz den TankrĂĽssel in die dĂĽrstenden Maschinen halten, und dann zum Essen an den Bodensee.
Am Sonntag waren die Alpen komplett dicht, also ging es alternativ ĂĽber den Rheinfall bei Schaffhausen und den malerischen Schwarzwald nach Freiburg. Mit der S-Bahn in die City, Stadtbummel, kurze Stippvisite im Freiburger MĂĽnster, und dann das obligatorische Eis auf dem Weg zum Flugplatz.
Nach der Rückkehr in Friedrichshafen konnten wir den Follow-Me-Driver überreden, uns direkt zum auf der gegenüberliegenden Seite der Piste geparkten Zeppelin zu fahren. Während wir auf den Rollweg parallel zur 2.3km langen Asphaltpiste einbogen, schob dort der Pilot einer Corendon 737 alle Schubhebel zum Start nach vorne… woraufhin unser Fahrer sich herausgefordert fühlte zu beweisen, dass das Drehmoment eines voll besetzten Mercedes E-Sprinters bei durchgetretenem Strompedal den Flieger locker abhängt… bis der Rollweg direkt vor einer Containerwand eine 90° Kurve machte und auf dem Vordersitz Kalle sich mit Panik im Gesicht verzweifelt in seinen Sitz krallte. Die Bremsen standen allerdings dem Motor in nichts nach, wider Erwarten hielten die Gurte, und kurz darauf konnten wir exklusiv einen der dort stationierten Zeppeline besichtigen. Aus der Nähe schon beeindruckend, wobei die Hindenburg noch dreimal größer und voluminöser war, und auch die relativ kleine Kabine steht in keinem Verhältnis zum “schwebenden Hotel” mit mehreren Etagen von damals. Interessant war’s trotzdem.
Montag ging es ĂĽber EDFC Aschaffenburg (gute Restauration direkt am Platz, aber mit Pause zwischen Mittagstisch und Abendbetrieb!) zurĂĽck nach Hildesheim.
Fazit: Auch wenn die ursprĂĽnglich geplanten Routen im Bereich Ă–sterreich nicht fliegbar waren, haben jetzt alle Teilnehmer eine bessere Vorstellung davon, was sie in den
Alpentälern erwartet. Vielen Dank an unsere geduldig-nervenstarken Fluglehrer, die nie den Humor verloren und einen tollen Job gemacht haben!
Auf unserer Flugschulseite findet Ihr alle Infos zur Pilotenlizenz!