Hannover im Sonnenaufgang, die Elbphilharmonie und das Wattenmeer
Mit einer Cirrus SR20 von Hannover über die CTR Hamburg bis nach Borkum oder warum sich der Hamburger Towerlotse von uns beleidigt fühlte
von Justus Alain Köhn
Am Samstag dem 22. September 2024 haben mein guter Jan Fischer und ich einen kleinen AusFlug unternommen. Mit einer Cirrus SR 20 des AC Hildesheim/Hannover sind wir um 7:10 Uhr vom GAT-Terminal in Hannover (EDDV) gestartet und haben die frühen Morgenstunden voll ausgenutzt. Ursprünglich ist die Maschine in Hildesheim (EDVM) stationiert, jedoch wurde sie über Nacht in Hannover geparkt, da jemand am Vorabend noch Nachtflugstunden genommen hatte und EDVM nicht für NVFR ausgestattet ist – eine Gelegenheit, die wir nicht ungenutzt lassen wollten
Unser Abenteuer begann bereits um 5:30 Uhr mit der Fahrt von Hildesheim nach Hannover. Mit dem GAT haben wir vom Vortag noch telefoniert, sodass wir das Auto kostenlos dort parken konnten. Nach dem zunächst freundlichen Empfang im GAT, wollten wir dann auf das Vorfeld zu der Maschine. Wie an jedem internationalen Verkehrsflughafen müssen auch wir hierzu durch eine Sicherheitskontrolle inklusive Nacktscanner. Dies konnten wir schnell absolvieren. Danach wollte man uns jedoch erst nicht auf das Vorfeld lassen – wir müssten erst noch warten, bis der Pilot da sei. Da mussten wir doch schmunzeln. Pünktlich mit dem Sonnenaufgang um 7:14 Uhr rollten wir in Hannover dann an einem Heli der DRF vorbei in Richtung RWY 09R über O, M, L, C. Wir mussten also im Dunkeln quer über den halben Flughafen rollen, was uns mit Unterstützung eines sehr netten Tower-Lotsen jedoch gut gelang. Mit einer A320 im Final und nur 6NM entfernt sind wir dann über C direkt auf der 09R gestartet. Der Ausflug aus der CTR ist navigatorisch in EDDV recht einfach. Nach Pistenende folgt man der A352 Richtung N2 die später dann in die A7 mündet, wobei N1 direkt über dieser Mündung liegt.
Kurz nach dem Start erlebten wir einen traumhaften Flug im Sonnenaufgang über die beeindruckenden Landschaften Niedersachsens entlang der A7 Richtung Hamburg. Zuvor haben wir uns bei FIS angemeldet und waren überrascht, wie viel VFR-Verkehr bereits so früh morgens unterwegs ist. Kurz vor Hamburg hat uns FIS dann an den Tower des EDDH übergeben. Dort sind wir über S1 und S2 in die die Kontrollzone eingeflogen mit direkten Kurs auf die Hafencity.
„D-IR Sierra 2 in 2.000ft dürfen wir noch einen Vollkreis nach rechts machen?“
„Na klar sie können auch nochmal über die Außenalster, wenn sie wollen“
[…]
„D-IR wir haben unseren Vollkreis beendet. Können wir von der aktuellen Position direkt Whiskey 1 und weiter nach Borkum?“
„Ja könnt ihr machen oder wollt ihr noch einen Low Approach oder sowas?“
„Nö wir sind erstmal okay und würden gerne direkt Whiskey 1“
„Dann ein Mal Whiskey 1 melden bitte. Bin natürlich jetzt total beleidigt“
Dank des geringen Verkehrs in den frühen Morgenstunden konnten wir also einen Vollkreis über Hamburg fliegen – sowohl über die Außenalster als auch die Elbphilharmonie, was bei 2.000 Fuß eine fantastische Aussicht bot. Der Tower-Lotse war freundlich und bot uns sogar an, einen Low Approach auf dem internationalen Flughafen Hamburg zu fliegen. Leider mussten wir dies aus Zeitgründen ablehnen, was zu einem witzigen Austausch führte, in dem der Lotse humorvoll „total beleidigt“ war. Später haben wir erfahren, dass es wohl Tradition sei, bei einem Rundflug über der Hansestadt auch einen Low Approach zu fliegen.
Hier nur nochmal zur Erinnerung: Auch bei einem Low Approach gilt die Mindestflughöhe von 500ft AGL!
Unser nächstes Ziel war Borkum. Über den Jadebusen fliegend, hatten wir aufgrund des Niedrigwassers einen spektakulären Blick auf die Strukturen des Wattenmeers entlang der nordfriesischen Inseln.
Die Landung auf Borkum war herausfordernd, da es dort keine offiziell veröffentlichte Platzrunde gibt. Mit etwas Improvisation gelang uns jedoch eine sichere Landung auf der 1 km langen Piste.
Auf Borkum angekommen, liehen wir uns Fahrräder am Platz aus und erkundeten die Insel, bevor uns noch Freunde (Alex und Tim) aus Diepholz mit ihrer TB9 Gesellschaft leisteten. Gemeinsam verbrachten wir eine schöne Zeit am Strand, genossen ein leckeres Mittagessen und Kaffee, bevor wir uns wieder auf den Rückflug nach Hildesheim machten.
Dieser Flug war ein rundum gelungener Tag, der uns noch lange in Erinnerung bleiben wird – die perfekte Mischung aus Abenteuer, Humor und beeindruckenden Ausblicken.
Fazit: Nutzt eure Lizenz aus. Das fliegen in der Kontrollzone ist absolut keine Herausforderung, erst recht nicht mehr in Zeiten von Skydemon und Foreflight. Ohne Landung fällt hierfür auch keine DFS-Gebühr an. Dazu das beeindrucke Licht der Morgenstimmung. Mit der PPL (A) darf man zwischen dem Beginn der bürgerlichen Morgendämmerung bis Ende der bürgerlichen Abenddämmerung fliegen. Die Regelung Sunrise – 30 / Sunset +30 gibt es nicht mehr.
Fotos © Justus Alain Köhn / Insta @justusalaink
Jan's Insta @true.airspeed